Energie, Umwelt & Klimaschutz im Fokus!
Biogene Reststoffe als Energiequelle
Biogene Reststoffe werden als Energiequelle immer wichtiger. Holzreste, landwirtschaftliche Abfälle und andere organische Materialien kommen zunehmend bei der Erzeugung von Strom, Wärme und Kraftstoffen zum Einsatz.
Über die Hälfte der in Deutschland genutzten Bioenergie stammt bereits aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Nur etwa ein Viertel gewinnt man aus speziell angebauten Energiepflanzen.

Die nachhaltige Nutzung von Reststoffen bringt einige Vorteile – nicht nur für die Umwelt, sondern auch für Sie. Statt wertvolle Ressourcen einfach wegzuwerfen, können Sie biogene Abfälle nutzen und damit direkt zur Energiewende beitragen.
So schonen Sie fossile Ressourcen und vermeiden gleichzeitig, dass Energiepflanzen mit der Nahrungsmittelproduktion konkurrieren.
Grundlagen biogener Reststoffe

Biogene Reststoffe sind eine wichtige erneuerbare Ressource für die Energiegewinnung. Sie ermöglichen es, Abfallprodukte sinnvoll zu verwenden und gleichzeitig fossile Brennstoffe einzusparen.
Definition und Abgrenzung
Biogene Reststoffe sind organische Materialien, die als Nebenprodukte in der Land- und Forstwirtschaft, der Lebensmittelindustrie oder in kommunalen Abfällen anfallen. Sie stammen von Pflanzen oder Tieren und wurden nicht primär für die Energieerzeugung angebaut.
Im Gegensatz zu Energiepflanzen wie Mais für Biogas geraten biogene Reststoffe nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Das macht sie aus ethischer und ökologischer Sicht besonders wertvoll.
Hierzu gehören zum Beispiel:
- Stroh und Ernterückstände
- Holzreste aus der Forstwirtschaft
- Gülle und Mist aus der Tierhaltung
- Organische Abfälle aus der Lebensmittelverarbeitung
- Bioabfälle aus Haushalten
Herkunft und Arten biogener Reststoffe
Holzartige Reststoffe stellen den größten Teil des Potenzials biogener Reststoffe. Sie entstehen in der Forstwirtschaft, bei der Holzverarbeitung und bei der Landschaftspflege.
Diese Stoffe eignen sich besonders gut für die thermische Verwertung.
Landwirtschaftliche Reststoffe wie Stroh, Gülle und Mist bilden eine weitere wichtige Gruppe. Sie können in Biogasanlagen durch Vergärung energetisch genutzt werden.
Die Lebensmittelindustrie liefert Reststoffe wie Trester, Schlempe oder Molke. Diese feuchten, nährstoffreichen Materialien eignen sich besonders für die Biogasproduktion.
Kommunale biogene Abfälle umfassen Bioabfall aus Haushalten und Grünschnitt. Immer mehr Städte sammeln diese Abfälle getrennt und führen sie einer energetischen Verwertung zu.
Unterschiede zu fossilen Energieträgern
Biogene Reststoffe unterscheiden sich deutlich von fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Der wichtigste Unterschied liegt in ihrer CO₂-Bilanz.
Wenn man sie verbrennt, setzen sie nur so viel CO₂ frei, wie die Pflanzen vorher aus der Luft aufgenommen haben.
Außerdem lassen sich biogene Reststoffe speichern. Im Gegensatz zu Wind- und Sonnenenergie kann man Biomasse lagern und bei Bedarf einsetzen.
Das macht biogene Reststoffe zu einem wertvollen Baustein für die Energiewende.
Allerdings ist die Energiedichte biogener Reststoffe meistens geringer als bei fossilen Brennstoffen. Sie fallen zudem dezentral und zu unterschiedlichen Zeiten an, was logistisch durchaus herausfordernd sein kann.
Potenzial biogener Reststoffe als Energiequelle

Biogene Reststoffe stellen eine wichtige Ressource für den Energiemix der Zukunft dar. Etwa zwei Drittel des technischen Biomasse-Reststoffpotenzials nutzt man bereits stofflich oder energetisch.
Verfügbare Mengen und Verbreitung
Die Potenziale biogener Abfall- und Reststoffe sind vielfältig, aber insgesamt begrenzt. Sie stammen aus verschiedenen Quellen wie:
- Land- und forstwirtschaftliche Nebenprodukte
- Industrieabfälle
- Siedlungsabfälle
- Klärschlamm
Aktuell nutzt man Rest- und Abfallstoffe für etwa die Hälfte der gesamten Bioenergieerzeugung. Ein Viertel stammt aus Energiepflanzen, der Rest aus Energieholz.
Die geografische Verteilung ist ziemlich ungleichmäßig. Sie hängt stark von regionalen Wirtschaftsstrukturen ab.
In ländlichen Regionen gibt es mehr pflanzliche und tierische Reststoffe, während in Städten Siedlungsabfälle überwiegen.
Energetische Eigenschaften verschiedener Reststoffe
Die energetischen Eigenschaften biogener Reststoffe unterscheiden sich je nach Typ und Beschaffenheit:
Reststoffart | Energiegehalt | Besonderheiten |
---|---|---|
Holzreste | Hoch | Geringe Feuchtigkeit, gut für direkte Verbrennung |
Stroh | Mittel | Saisonale Verfügbarkeit, höherer Aschegehalt |
Gülle | Niedrig | Hoher Wassergehalt, gut für Biogaserzeugung |
Lebensmittelabfälle | Mittel-hoch | Schwankende Zusammensetzung |
Der Wassergehalt spielt eine große Rolle bei der Wahl des Verwertungspfades. Trockene Reststoffe eignen sich besser für thermische Verfahren.
Feuchte Biomasse ist dagegen optimal für biologische Vergärungsprozesse.
Nutzungseffizienz und Wirkungsgrade
Die Effizienz bei der Nutzung biogener Reststoffe hängt stark vom gewählten Konversionspfad ab. Moderne Biogasanlagen erreichen elektrische Wirkungsgrade von 38 bis 45 Prozent.
Wenn sowohl Strom als auch Wärme genutzt werden, kann die Kraft-Wärme-Kopplung Gesamtwirkungsgrade von über 80 Prozent erzielen. Das ist wirklich nachhaltig.
Man sollte die Energiebilanz des gesamten Prozesses im Blick behalten:
- Sammel- und Transportaufwand
- Vorbehandlung wie Trocknung oder Zerkleinerung
- Konversionstechnologie
- Nachbehandlung der Reststoffe
Nicht jeder biogene Reststoff ist automatisch nachhaltig. Es braucht eine genaue Bewertung der gesamten Prozesskette, um echte Einsparungen bei den Treibhausgasemissionen zu erreichen.
Technologien zur energetischen Nutzung
Für die Umwandlung biogener Rest- und Abfallstoffe in Energie gibt es verschiedene Technologien. Man unterscheidet grundsätzlich zwischen biochemischen und thermochemischen Verfahren.
Biogasgewinnung durch Vergärung
Die Vergärung – oder anaerobe Fermentation – ist ein biochemischer Prozess. Mikroorganismen bauen organisches Material ohne Sauerstoff ab.
Dabei entsteht Biogas, das hauptsächlich aus Methan und Kohlendioxid besteht.
In Biogasanlagen setzt man feuchte organische Materialien wie Gülle, Biomüll oder Reststoffe aus der Lebensmittelindustrie ein.
Der Prozess läuft in luftdichten Behältern, den sogenannten Fermentern, bei Temperaturen zwischen 37°C und 55°C ab.
Man kann das erzeugte Biogas vielseitig nutzen:
- Direkt zur Wärmeerzeugung verbrennen
- In Blockheizkraftwerken (BHKW) verstromen
- Zu Biomethan aufbereiten und ins Erdgasnetz einspeisen
Besonders effizient ist die Nutzung in BHKW, wo man sowohl Strom als auch Wärme gewinnt.
Die Gärreste kann man außerdem als hochwertigen Dünger verwenden.
Verbrennung und thermochemische Prozesse
Trockene biogene Reststoffe wie Holzreste, Stroh oder Ernterückstände eignen sich gut für thermochemische Verfahren. Die direkte Verbrennung ist die einfachste und am weitesten verbreitete Methode.
In modernen Biomasseheizkraftwerken erzeugt man durch Kraft-Wärme-Kopplung gleichzeitig Strom und Wärme. Die Wirkungsgrade liegen hier bei 80 bis 90 Prozent.
Neben der direkten Verbrennung gibt es weitere thermochemische Verfahren:
- Vergasung: Man wandelt Biomasse bei hohen Temperaturen (800-1000°C) in brennbares Synthesegas um.
- Pyrolyse: Hier zersetzt sich Biomasse unter Sauerstoffausschluss zu Pyrolyseöl, Gas und Biokohle.
Mit diesen Verfahren kann man Energie flexibel in verschiedenen Bereichen nutzen und gleichzeitig Treibhausgasemissionen senken.
Innovative Verwertungskonzepte
Die Nutzung biogener Reststoffe als Energiequelle hat in den letzten Jahren durch technologische Fortschritte ordentlich an Fahrt aufgenommen. Neue Verfahren sorgen dafür, dass die Energiegewinnung effizienter wird und erschließen ganz neue Anwendungsbereiche.
Pyrolyse und Vergasung
Pyrolyse und Vergasung gehören zu den spannendsten thermochemischen Verfahren zur Verwertung biogener Reststoffe. Bei der Pyrolyse erhitzt man organische Materialien unter Sauerstoffausschluss – es entstehen Biokohle, Bio-Öl und Synthesegas.
Das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) hat vor Kurzem eine innovative Pilotanlage in Betrieb genommen. Sie wandelt biogene Reststoffe in erneuerbares Methan und grünen Wasserstoff um.
Diese Technologie steigert die Energiedichte der Reststoffe deutlich.
Der T von NGE bietet einen kontinuierlichen Behandlungsprozess, der zum Beispiel Klärschlamm sowohl stofflich als auch energetisch verwertet. Mit der Vergasung erreicht man dabei Wirkungsgrade von bis zu 80 Prozent.
Biokraftstoffe aus Reststoffen
Biokraftstoffe der 2. Generation entstehen aus Reststoffen und stehen nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Mit biochemischen und thermochemischen Verfahren erzeugen Unternehmen verschiedene flüssige und gasförmige Kraftstoffe.
Forscher schätzen, dass biogene Reststoffe etwa 8 bis 13 Prozent des künftigen Energiebedarfs abdecken können. Das zeigt, wie viel Potenzial sie für eine nachhaltige Energieversorgung haben.
In Brasilien haben Unternehmen neue Vermarktungsoptionen für biogene Reststoffe entwickelt und damit wirtschaftliche Synergien geschaffen. Besonders spannend sind:
- BTL-Kraftstoffe (Biomass-to-Liquid)
- Bioethanol aus lignozellulosehaltigen Reststoffen
- Biomethan durch anaerobe Vergärung
Diese Kraftstoffe setzen viele direkt im Verkehrssektor ein und helfen, Treibhausgasemissionen zu senken.
Umweltaspekte und Nachhaltigkeit
Wer biogene Reststoffe als Energiequelle nutzt, steht vor Chancen und Herausforderungen für die Umwelt. Ihre Nachhaltigkeit hängt von mehreren Faktoren ab, die man genau prüfen sollte.
CO2-Bilanz und Klimarelevanz
Biogene Reststoffe schneiden bei der Treibhausgasbilanz meist besser ab als fossile Energieträger. Das liegt am geschlossenen Kohlenstoffkreislauf: Pflanzen nehmen das CO2 auf, das bei der Verbrennung wieder frei wird.
Aber die Klimabilanz fällt nicht immer positiv aus. Bei Sammlung, Transport und Aufbereitung entstehen Emissionen, die man nicht vergessen darf.
Die Herkunft der Biomasse spielt eine entscheidende Rolle. Abfall- und Reststoffe liefern oft eine gute Klimabilanz, während gezielter Energiepflanzenanbau durch Landnutzungsänderungen und intensive Landwirtschaft die Vorteile wieder zunichtemachen kann.
Wer Reststoffe energetisch nutzt, verhindert Methanemissionen, die sonst bei natürlicher Verrottung entstehen würden. Methan wirkt als Treibhausgas etwa 25-mal stärker als CO2.
Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft
Biogene Reststoffe gehören zum natürlichen Kreislauf und sind eine erneuerbare Ressource. Ihre Nutzung stärkt die Kreislaufwirtschaft und gibt Materialien, die sonst als Abfall enden würden, einen neuen Wert.
Zu den wichtigsten Quellen zählen:
- Holzreste aus Forstwirtschaft und Holzverarbeitung
- Ernterückstände aus der Landwirtschaft
- Bioabfälle aus Haushalten und Industrie
- Gülle und Mist aus der Tierhaltung
Man kann sie kaskadisch nutzen: Zuerst als Rohstoff für Produkte, später zur Energiegewinnung. Das steigert die Ressourceneffizienz deutlich.
Es ist wichtig, Nährstoffe im Kreislauf zu halten. Asche oder Gärreste sollten als Dünger auf die Felder zurück, um Nährstoffverluste zu vermeiden und weniger Mineraldünger zu brauchen.
Emissionen und Umweltauswirkungen
Bei der Nutzung biogener Reststoffe entstehen Emissionen, die Umweltprobleme verursachen können. Feinstaub, Stickoxide und andere Luftschadstoffe treten vor allem bei der Verbrennung auf.
Moderne Anlagen nutzen Filtersysteme, um diese Emissionen stark zu senken. Trotzdem bleibt das ein Thema, das man bei der Anlagenplanung berücksichtigen muss.
Bei der Biogaserzeugung treten manchmal Geruchsbelästigungen auf. Auch Methanleckagen muss man durch gutes Anlagenmanagement verhindern.
Ein Vorteil: Die Nutzung von Reststoffen beansprucht keine zusätzlichen Flächen, anders als der Anbau von Energiepflanzen. Das schützt natürliche Lebensräume und vermeidet Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion.
Wirtschaftliche Perspektiven
Die wirtschaftlichen Aspekte biogener Reststoffe sind vielfältig und bieten großes Potenzial für viele Akteure. Wer sie klug nutzt, kann Kosteneinsparungen erzielen und neue Einnahmequellen erschließen.
Kostenstruktur der Bereitstellung und Nutzung
Die Kosten für biogene Reststoffe setzen sich aus mehreren Faktoren zusammen. Im Vergleich zu fossilen Energieträgern sind die Rohstoffkosten oft niedriger, weil sie als Nebenprodukte entstehen.
Hauptkostenfaktoren:
- Sammlung und Transport (30-40% der Gesamtkosten)
- Aufbereitung und Konditionierung (25-35%)
- Anlagentechnik und Wartung (20-30%)
- Personal (10-15%)
Der Standort beeinflusst die Wirtschaftlichkeit stark. Kürzere Transportwege machen die Bereitstellung günstiger. Dezentrale Anlagen können die Transportkosten sogar um bis zu 50% senken.
Neue Technologien zur Vergärung und Verbrennung arbeiten mittlerweile viel effizienter. Die Amortisationszeit für Biogasanlagen beträgt heute meist 7-10 Jahre, was Investitionen attraktiver macht.
Wertschöpfungsketten für biogene Reststoffe
Biogene Reststoffe schaffen regionale Wertschöpfungsketten und stärken die Wirtschaft ländlicher Regionen. Landwirte erzielen durch die Nutzung ihrer Reststoffe zusätzliche Einnahmen.
Ein durchschnittlicher Betrieb kann durch die Vergärung seiner Reststoffe etwa 8-13% seines Energiebedarfs decken. Das spart jährlich rund 3.000-5.000 Euro an Energiekosten.
Die Verarbeitung biogener Reststoffe schafft auch Arbeitsplätze. Pro 1.000 Tonnen Biomasse entstehen etwa 1-2 Vollzeitarbeitsplätze in Logistik, Anlagenbetrieb und Wartung.
Beispiel einer Wertschöpfungskette:
- Reststoffe beim Erzeuger
- Sammlung und Transport
- Aufbereitung (Vergärung/Verbrennung)
- Energieerzeugung (Strom/Wärme/Kraftstoff)
- Vermarktung von Energie und Nebenprodukten
Förderprogramme und politische Rahmenbedingungen
Die Bundesregierung und die EU fördern die Nutzung biogener Reststoffe mit verschiedenen Programmen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantiert feste Einspeisevergütungen für Strom aus Biomasse.
Aktuelle Fördermöglichkeiten:
- BAFA-Förderung für Biomasseanlagen (bis zu 35% der Investitionskosten)
- KfW-Kredite mit günstigen Konditionen
- Regionale Förderprogramme der Bundesländer
- EU-Mittel aus dem ELER-Programm
Die politischen Rahmenbedingungen entwickeln sich immer positiver. Im Zuge der Energiewende spielt Biogas als flexibler Energieträger eine wichtige Rolle und kann Schwankungen bei Wind und Sonne ausgleichen.
Bund und Länder planen weitere Anreize für die Nutzung biogener Reststoffe, besonders im Hinblick auf Kreislaufwirtschaft und CO₂-Einsparungen.
Herausforderungen und Entwicklungsperspektiven
Die Nutzung biogener Reststoffe als Energiequelle bietet viel Potenzial, aber auch einige Hürden. Logistik, Technik und andere Faktoren machen es nicht immer einfach, diese Ressource effizient ins Energiesystem zu integrieren.
Logistik und Sammlung biogener Reststoffe
Die Sammlung und der Transport biogener Reststoffe bleiben eine große Herausforderung. Reststoffe fallen dezentral und in unterschiedlichen Mengen an, was die wirtschaftliche Nutzung erschwert.
Man muss ein cleveres Logistiknetz aufbauen, um Transportwege kurz zu halten. Lange Strecken verschlechtern die Energiebilanz spürbar.
Saisonale Schwankungen bei landwirtschaftlichen Reststoffen verlangen nach flexiblen Sammelsystemen und Lagerkapazitäten. Regionale Sammelstellen mit Vorbehandlungsmöglichkeiten bieten hier eine Lösung.
Erfolgreiche Beispiele zeigen, wie kommunale Zusammenarbeit die Effizienz steigern kann:
- Gemeinsame Sammelkonzepte mehrerer Gemeinden
- Digitale Systeme zur Optimierung der Transportrouten
- Regionale Netzwerke mit kurzen Wegen
Technische und ökologische Barrieren
Die Vielfalt biogener Reststoffe erschwert standardisierte Verwertungsprozesse. Unterschiede bei Feuchtigkeit, Verunreinigungen und Zusammensetzung beeinflussen die Effizienz der Energiegewinnung.
Das Umweltbundesamt betont, dass „die Ressource Fläche nur begrenzt zur Verfügung“ steht. Man muss also den Wettbewerb mit stofflicher Nutzung oder Bodenverbesserung beachten.
Ineffiziente Konversionsprozesse können die CO₂-Bilanz verschlechtern. Moderne Anlagen erreichen immerhin Wirkungsgrade von 65-85%, während ältere Systeme oft darunterliegen.
Wassergehalt und Schadstoffbelastung bestimmen maßgeblich die passenden Verwertungswege. Feuchte Biomasse eignet sich zum Beispiel besser für Vergärung als für direkte Verbrennung.
Forschung und Zukunftspotenziale
Die Forschung setzt auf innovative Konversionstechnologien mit höheren Wirkungsgraden. Pyrolyse- und Vergasungsverfahren könnten künftig eine effizientere Nutzung ermöglichen.
Studien schätzen, dass biogene Reststoffe „eine Bandbreite von ca. 8 bis 13 Prozent“ des künftigen Energiebedarfs abdecken könnten. Das zeigt, wie wichtig sie für die Energiewende werden könnten.
Die Kopplung verschiedener Verwertungswege (Kaskaden- und Sektorenkopplung) optimiert die Gesamteffizienz. So kann man Strom, Wärme und hochwertige Materialien gleichzeitig gewinnen.
Bioenergieanlagen werden immer flexibler, um schwankende erneuerbare Energien auszugleichen. Besonders Biogas eignet sich als speicherbarer Energieträger für wichtige Systemdienstleistungen.
Zukunftstechnologien mit Potenzial:
- Power-to-Gas mit biogenen CO₂-Quellen
- Mikrobielle Brennstoffzellen
- Bioraffinerie-Konzepte mit integrierter Energiegewinnung
Beispiele aus der Praxis
Viele Projekte nutzen biogene Reststoffe inzwischen erfolgreich als Energiequelle. Kommunen und Unternehmen setzen dabei auf unterschiedliche technische Lösungen.
Regionale und kommunale Projekte
Im niedersächsischen Jühnde entstand 2005 das erste Bioenergiedorf Deutschlands. Die Menschen vor Ort verwerten Holzhackschnitzel aus Waldrestholz und Gülle von landwirtschaftlichen Betrieben in einer Biogasanlage.
Die Stadt Freiburg betreibt ein Biomasseheizkraftwerk. Dort landen jedes Jahr rund 60.000 Tonnen Waldrestholz aus der Region, und mehr als 14.000 Haushalte bekommen so ihre Wärme.
In Brandenburg setzt das Projekt „BioBaum“ auf schnellwachsende Gehölze und landwirtschaftliche Reststoffe für die lokale Energieversorgung. Die Transportwege bleiben dabei erfreulich kurz – das Feld liegt quasi direkt neben der Anlage.
Im „Bioenergie-Verbund Oberland“ arbeiten mehrere Gemeinden zusammen. Sie nutzen ein ziemlich breites Spektrum an biogenen Reststoffen, etwa Grünschnitt oder Sägemehl.
Industrielle Anwendungen
Die Papierfabrik Niederauer Mühle in Nordrhein-Westfalen nutzt ihre Produktionsrückstände in einer eigenen Biomasseanlage. So spart das Unternehmen Entsorgungskosten und erzeugt gleichzeitig Prozesswärme – klingt ziemlich effizient, oder?
Nestlé betreibt am Standort Biessenhofen eine Biogasanlage, die organische Abfälle aus der Produktion verwertet. Die daraus gewonnene Energie deckt etwa 10% des Wärmebedarfs der Fabrik.
In Ludwigshafen setzt BASF biogene Reststoffe zur Dampferzeugung ein. Sie verwerten verschiedene Stoffströme wie Klärschlamm und Produktionsabfälle thermisch.
Auch kleinere Betriebe wie Brauereien und Molkereien setzen immer öfter auf Energiegewinnung aus eigenen Reststoffen. Die Privatbrauerei Erdinger nutzt zum Beispiel Treber für ihre Biogasanlage.